Winfried Mall

Sensomotorische Lebensweisen -

ein Verständniskonzept für Menschen mit geistiger Behinderung

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Überleben - Sicherung der Vitalfunktionen

Lebenslang sind wir mit der Befriedigung unsere Grundbedürfnisse beschäftigt: Unser Überleben hängt unmittelbar davon ab, dass wir atmen, essen und trinken, ausscheiden, die Körperwärme regulieren, schlafen, für Schmerzfreiheit sorgen. Wenn das nicht zuverlässig gelingt, drängen sich diese vitalen Bedürfnisse unerbittlich in den Vordergrund. Das kann zum Beispiel jeder nachvollziehen, dessen Trinkflasche bei einer Wanderung in der Sommerhitze leer war, und kein Brunnen war in Sicht.

Doch nicht nur unsere körperlichen Bedürfnisse bedürfen der Pflege, sondern auch unsere Seele. Wir geraten psychisch aus dem Gleichgewicht und suchen Hilfe, um wieder Ruhe zu finden. Wenn wir von Schmerzen und Leid geplagt sind, suchen wir Trost. Wenn uns ein lieber Mensch in die Arme nimmt, uns schaukelt und wiegt, oder auch in Klängen und vertrauten Gerüchen erleben wir Geborgenheit.

Diese grundlegenden Notwendigkeiten prägen die ersten Lebenswochen eines Kindes, zu aller erst die Erfahrung des oben geschilderten Wechselverhältnisses von Assimilation und Akkommodation, der Aufbau der Symbiose zur ersten Bezugsperson. So ist es noch kaum an vielen neuen Erfahrungen aus der Außenwelt interessiert, sondern benötigt vor allem Pflege und Beruhigung.

Entsprechend kann ein sehr schwer beeinträchtigter Mensch sein Leben lang mit der Sicherung seiner Grundbedürfnisse beschäftigt sein, und er wird dann kaum bereit sein, sich auf weiter gehenden Angebote und Forderungen einzulassen. Oder es gelingt ihm nicht, sich mit seiner Umwelt in stimmiger Korrespondenz zu erleben, womit ihm diese grundlegende Dynamik für weiteres Lernen fehlt und er sein Leben letztlich auf sich gestellt, nicht eingebunden in die lebendige Interaktion mit der Umwelt organisieren muss.

Auch uns gesunden und unbehindert lebenden Erwachsene kann es jederzeit passieren, dass sich nach einem Unfall, einer schweren Erkrankung oder in Folge eines Altersabbaus dieses Thema wieder völlig in den Vordergrund schiebt. Dann geht es auch für uns in erster Linie darum, dass unsere sowohl körperlichen als auch seelischen Grundbedürfnisse gestillt werden.


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